‟Auracle – Ein Mädchen, zwei Seelen“ von Gina Rosati ist ein Urban-Fantasy-Roman aus dem Jugendbuchbereich, vom Verlag empfohlen ab 14 Jahren. Schon auf den ersten Blick fällt auf: Das Buch ist ein echter Hingucker. Das Motiv, vom englischen Originalcover übernommen, wirkt verträumt, der Schutzumschlag zudem auch noch beschichtet, sodass er sich leicht samtig anfühlt – einfach wunderschön. Ich wünschte, ich könnte nach dem Lesen vom Inhalt das Gleiche sagen...Bevor ich aber zu meinem Urteil komme, kurz ein paar Worte dazu, worum es in diesem Buch überhaupt geht.Inhalt: Anna ist eine unauffällige Schülerin mit einer besonderen Gabe. Sie kann ihren Körper verlassen und nutzt dies, um nachts die ganze Welt zu bereisen. Ihr bester Freund Rei warnt sie immer wieder vor den möglichen Gefahren ihrer Reisen, doch Anna will nichts davon hören, bis eines Tages ihre Mitschülerin Taylor bei einem Unfall ums Leben kommt und ihr Geist Annas Körper besetzt, als sie ihn gerade verlassen hat. Taylor lässt Anna nicht in ihren Körper zurückkehren und beschuldigt in ihrem neuen Körper auch noch einen Unschuldigen, Taylor ermordet zu haben. Anna muss sich etwas einfallen lassen, um ihren Körper zurückzubekommen, bevor Taylor zu viel Schaden anrichtet...Es ist immer das Gleiche: Wo anfangen, wenn man eigentlich nichts an einem Roman wirklich mochte? Abgesehen von der Grundidee, die fand ich nämlich wirklich sehr gut. Annas Gabe wird zwar nicht näher erläutert und bleibt auch insgesamt leider ohne nennenswerten Hintergrund, aber die Idee von Annas Astralreisen war interessant und auf den ersten Blick auch ganz ansprechend umgesetzt. Doch auch hier offenbart sich schon das meiner Meinung nach größte Problem des gesamten Buches: Keine Tiefe. Nichts. Alles, wirklich alles, ist so schrecklich oberflächlich, dass es mir für die Idee des Romans leid getan hat. Dieser äußerlich so schön gestaltete Roman mit der an sich interessanten Grundidee hätte eine bessere Umsetzung so sehr verdient – was er bekommen hat, waren meiner Meinung nach größtenteils unausgereift und schwach. Die Autorin kratzt so viele Themen an der Oberfläche an, lässt sie dann aber ohne wirkliche Aufarbeitung im Sande verlaufen.Diese oberflächliche Betrachtung findet sich zum Beispiel auch in den meisten einschneidenden Erlebnisse der Protagonisten, über die sich deren Charaktere stark definieren. Annas alkoholkranker Vater, Reis Druck ausübende Mutter, Seth' mangelnde emotionale Selbstkontrolle, seit er von seiner Mutter verlassen wurde, und zu guter Letzt die Gerüchte um Taylors Vergangenheit, die eine Abtreibung und eine Anschuldigung wegen Vergewaltigung beinhalten. Das ist viel Stoff für einen nicht einmal 400 Seiten starken Roman und letztendlich war es einfach zu viel. Die Themen werden angeschnitten, doch der Umgang mit, die mangelnde Tiefe mit der sie abgehandelt werden, wirkte wie Überforderung. Alles, was die Autorin herausholen kann, sind Klischees, eine schwache, vorhersehbare Liebesgeschichte und unglaubwürdige Charakterentwicklungen.So ist Anna, die Ich-Erzählerin dieses Buches, das nette, normale Mädchen. Sie ist 16, schminkt sich nicht, macht sich nichts aus ihrer Kleidung, ist eine durchschnittliche Schülerin – um es kurz zu machen: Ohne ihre Fähigkeit, sich aus ihrem Körper lösen zu können und als Astralprojektion durch die Welt zu reisen, wäre sie sterbenslangweilig, die Schlaftablette vom Dienst. Ihren alkoholkranken Vater fürchtet sie zwar, ihre Mutter, die das hinzunehmen scheint, versteht sie – verständlicherweise – nicht, aber sie rebelliert auch nicht, ganz im Gegenteil sogar. Sie nimmt es hin. Emotional wirkt Anna dadurch sehr flach. Über eine größere Rolle als die der Beobachterin kommt dieser Charakter nicht hinaus.In Taylor findet die Autorin das nächste Klischee. Anna, die Unscheinbare ist natürlich das nette Mädchen, Taylor, die Beliebte, die sich schminkt, kurze Röcke, weit ausgeschnittene Tops und High Heels trägt, ist ihr Gegenstück: Die Böse. So einfach ist das für die Autorin. Auf gefühlt jeder zweiten Seite wird Taylors Kleidungsstil erwähnt, natürlich trinkt sie auch Alkohol und ist wie besessen davon, möglichst schnell mit irgendwem in die Kiste zu hüpfen. Man könnte ja meinen, dass auch die berechnende ‟Böse“, immerhin auch nur ein junges Mädchen, vielleicht erst einmal überrascht wäre, wenn sie nach ihrem Tod plötzlich in einem fremden Körper aufwacht, aber von dieser nachdenklicheren Seite bekommt der Leser kaum etwas präsentiert. Als sei es selbstverständlich, andere Körper besetzen zu können, spricht Taylor mit Annas Astralprojektion und, während sie Seth' Leben zerstört und sich möglichst viele Piercings in die Haut jagt, scheint Taylor sich mit ihrer neuen Identität ganz schnell zu arrangieren. Das war so unglaubwürdig – alles an diesem Charakter, der so spannend hätte sein können, war flach, so klischeehaft. Ich konnte wirklich nur mit dem Kopf schütteln.Wenn das Buch dann wenigstens sprachlich noch herausgestochen wäre, aber gerade wenn es zum Schreibstil kommt, fällt mir endgültig kaum noch Positives zu ‟Auracle“ ein. Alles wirkt ein wenig plump, die Sprache hat selbst für die empfohlene Altersgruppe einfach zu wenig Anspruch und zu guter Letzt ist leider auch der Aufbau der Erzählung oft nur einfallslos zu nennen. Das kommt besonders dann zum Tragen, wenn die Autorin dem Leser Hintergrundinformationen liefern möchte. Sie schafft es schlicht nicht, Übergänge zu finden, die flüssig wirken. Stattdessen hangelt sie sich in Annas Gedanken von einem Punkt zum Nächsten, versucht Brücken zu finden, wo kaum welche zu erahnen sind, was es für den Leser sehr schwierig macht, in Annas Gedanken so etwas wie Natürlichkeit zu finden, und zählt dann recht schnell und ohne erkennbare Zusammenhänge einige Fakten auf. Ausschmückungen jeder Art fehlen fast völlig.‟Auracle“ war für mich von Anfang an verbunden mit einem Gefühl von Unbeholfenheit – als hätte die Autorin es anders erzählen wollen, aber nicht gekonnt. Sicher kann man bei einem Debütroman noch das ein oder andere Auge zudrücken, aber selbst dann bleibt ‟Auracle“ noch ein sprachlich eher schwacher Vertreter des Jugendbuchs.Leider schleichen sich zu allem Überfluss auch noch ein paar sehr fragwürdige grammatikalische Konstruktionen und holprige Formulierungen ein, sodass ich auch der Übersetzung kein Kompliment machen kann.Zu guter Letzt hätte eine Liebesgeschichte vielleicht noch einiges retten können, aber auch die war eher schwach. Zwar war sie, nach anfänglich wirklich sehr plumpen Schwärmereien von Annas Seite, erstaunlich wenig kitschig und hat sich Zeit gelassen, ansprechen konnte sie mich aber nicht, denn, da bin ich ganz ehrlich, wenn zwei nette, aber langweilige Charaktere nette, aber langweilige Gefühle füreinander entdecken, dann kann dabei nicht viel mehr raus kommen als ‟nett“, aber langweilig. Und so war es auch.Spannung kam leider auch nicht auf, und das obwohl das Buch viele Elemente eines Krimis hatte. Seth, des Mordes beschuldigt, auf der Flucht, seine Freunde Rei und Anna, die alles dran setzen, seine Unschuld zu beweisen. Aber Anna macht kaum mehr, als umherzufliegen in ihrer astralen Form, und die Ideen, die sie mir Rei entwickelt, um Taylor aus ihrem Körper zu bekommen, sind bestenfalls merkwürdig. Überhaupt sind die Fantasyelemente nicht immer logisch und Annas Fähigkeiten werden auch mehr als schwach erklärt. Im passenden Moment entdeckt Anna zur Not, dass sie in ihrer außerkörperlichen Form doch mehr kann, als zunächst angenommen. Wieso, warum, weshalb erfährt der Leser nicht, aber die Probleme sind dadurch immer schnell gelöst, sodass es in ‟Auracle“ kaum nennenswerte Konflikte gibt.Fazit: Schade, Potential verschenkt, und zwar in so einem Umfang, dass es mir beim Lesen fast weh tat. Aus einer interessanten Grundidee wurde nichts gemacht, das Buch ist sprachlich schwach und inhaltlich oberflächlich. Trotz des wunderschönen Äußeren kann ich es nicht weiterempfehlen. 2 Sterne. Anna ist ein Mädchen mit einer besonderen Fähigkeit. Sie kann ihre Seele aus ihrem Körper befreien und besitzt somit die Gabe des Astralreisens. Mir kam dabei als erstes in den Sinn, dass ich mir den Vorgang so bei Verstorbenen vorstelle, deren Seele sich aus ihrem Körper löst und an einen anderen, eventuell auch besseren Ort reist. So ähnlich war es dann auch im Buch, denn eines Tages verlässt Anna erneut ihren Körper und als sie versucht wieder in ihn hineinzuschlüpfen ist bereits Taylors Seele in ihrem Körper. Anstatt also ins Licht zu gehen, hat Taylor nach einer Möglichkeit gesucht wieder materielle Gestalt anzunehmen. Da Rei - Annas Freund aus Kindertagen - Anna als einzige Person wahrnehmen kann hilft er ihr dabei ihren Körper zurückzuerlangen. Am besten am ganzen Buch fand ich, dass es nie langweilig wurde. Meistens hab ich das Problem mit Büchern, dass es mir viel zu lange dauert bis die Geschichte auf den Punkt kommt, bei Auracle entwickelt sich die Geschichte allerdings in gutem Tempo. Durch die übertrieben dargestellte Taylor, die wirklich an manchen Stellen zu dick aufträgt wirkt Anna wie ein recht bodenständiges Mädchen und ich mochte sie wirklich sehr gern. Vor allem deshalb, weil sie auch kein Blatt vor den Mund nimmt, was dem Buch eine amüsante Note verleiht. Generell konnte mich Auracle wirklich gut unterhalten. Die Liebesgeschichte zwischen Anna und Rei war meiner Meinung nach genau passend, nicht zu viel Geschnulze aber auch nicht zu wenig. Ich liebe ihre Ausdrucksweise! Mädchen finden Jungs nun mal nicht süß, Mädchen finden Jungs heiß und das hat Anna sehr gut auf den Punkt gebracht. Taylors Motive konnte ich allerdings nicht recht erkennen! Ich meine zuerst ist sie in Seth verliebt und keine 50 Seiten später macht sie sich an Rei ran? Bei ihr bekommt man schon den Eindruck, dass sie auf alles losgeht was nicht bei 3 auf dem Baum sitzt. Und warum um Himmels Willen will sie Seth fertig machen? Das Ende hat mich dann doch noch sehr überrascht, als ich nämlich dachte: "Das wars jetzt wohl.", hatte die Autorin noch eine Überraschung parat, mit der ich nicht gerechnet hätte. Letztendlich lässt sich sagen, dass mir das Buch viele schöne Stunden bereitet hat und durch den tollen Schreibstil lässt sich das Buch förmlich verschlingen.
What do You think about Áurica (2013)?
Oh, YA PNR. You disappoint me so much and so often. Don't let me down!
—Gagambala
Enjoyed this. Like the premise and really liked the boy character.
—nehj
Nothing to write home about but still a solid story.
—Jerry