Nach 23 Jahren Haft wird der Terrorist Jörg aus dem Gefängnis entlassen, seine offizielle Begnadigung durch den Bundespräsidenten soll erst noch verkündet werden. Jörgs ältere Schwester Christiane holt ihn zu einem Treffen mit Freunden und Unterstützern von früher ab in ihr abgeschieden liegendes Haus in Brandenburg. Die zu dem Treffen erwarteten ehemals aufmüpfigen Kinder süddeutscher Akademikerfamilien haben sich inzwischen im Beruf etabliert. Älter und schwergewichtiger sind die Ex-Revolutionäre geworden, sonst scheinen sie sich kaum verändert zu haben. Christiane nimmt Jörg gegenüber wie gewohnt die Rolle der überfürsorglichen Schwester ein. In weiteren Rollen der Journalist Henner, der erfolgreiche Zahntechniker Ulrich, der Frau und Tochter Dorle mit nach Brandenburg bringt, und die protestantische Bischöfin Karin, die in ihrem Beruf die Spitze der Karriereleiter erreicht hat. In unauffälligen Nebenrollen Ilse als stille Beobachterin und Berichterstatterin und Margarete, Christianes Lebensgefährtin. Abwesend sind Jan, von dem unklar ist, ob er noch lebt, Ulla, Jörgs verstorbene Lebensgefährtin und ihr gemeinsamer Sohn Ferdinand, der keinen Kontakt zum Vater hat. Als Besucher erscheint Marko, Mitglied einer der RAF nahestehenden Organisation, der Jörg forsch und rücksichtslos als Aushängeschild für seine Gruppe einfordert. Das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Ansichten zu Jörgs möglicher Zukunft und die Konfrontation mit anreisenden Außenstehenden kann wie auf einer Theaterbühne verfolgt werden. Selbst die Perspektive des damals von den Terroristen entführten Opfers wird in einem Text eingebracht, den Ilse gerade verfasst. Ilse ist keine Augenzeugin, vor ihr liegt noch die Recherche oder die Entscheidung für eine fiktive Darstellung. Streitpunkt sind - unter der älteren Generationen - das Verraten von Jörg an die Polizei und - zwischen Alt und Jung - die Auseinandersetzung um Schuld und Reue."Das Wochenende" liefert mit der Inselsituation eines zeitlich begrenzten Gruppentreffens und durch die individuellen Blickwinkel vieler beteiligter Personen eine Fülle von Diskussionsanregungen. Thema und Handlungsaufbau bieten sich geradezu für den Deutschunterricht an. Als Leser jenseits der Schulzeit dagegen hatte ich mir von einem Roman über einen gealterten, aber nicht geläuterten (RAF-)Terroristen und sein persönliches Umfeld einen erweiterten Blick auf die zeitgeschichtlichen Ereignisse erhofft. Die Rollen, die Schlink seinen Mitwirkenden zuweist, wirken auf mich stereotyp und lassen kaum Einblick in die Innenwelt der Figuren zu. Ein Roman sollte im Idealfall nicht nur durch seinen kunstvoll konstruierten Plot glänzen, sondern meinen Blick für Eigenschaften der Figuren jenseits von Klischees öffnen. Schlinks stereotype Figuren ließen mich durchweg an Referatthemen denken: Der kindlich fordernde Jungrevolutionär, der in eine ihm fremde Epoche entlassene Strafgefangene, die dominierende ältere Schwester, die kinderlose Frau, der verlassene Sohn und schließlich in der Fortschreibung der Flugblätter-tippenden Protest-Groupies der 68er die sexuelle Dienstleisterin für den alternden Terroristen. In English: "The Weekend".Readers who appreciated “The Reader” (1995), by Schlink, would want to pick up this more recent novel (the translation was first published in 2010), in expectation of another skilful, intriguing read. Not so this one, featuring a group of Germans on a weekend get-together, that includes Baader-Meinhof sympathisers and a convicted murderer and terrorist. It leaves a nasty taste in the mouth of the reader, partly through boredom and a lack of empathy, and partly through a bit of revulsion. I confess the motivation and thought processes of the weekenders left me cold, despite the lengthy discussions about the nature of revolution and terrorism in Germany. The motivation of people who agitate against the very system into which they were born and educated, and now live well-off lives, have nice jobs, can afford to buy nice properties and drive nice cars, made no sense to me at all. Added to that, they seem to be remarkably degenerate and self-indulgent, stuck in their own heads and believing in their own hype.The translation could not have helped: – two couples have sex after first meeting each other during the weekend, and in both instances, despite the fact that they are merely “thinking about getting involved”, and that the acts are dispassionate and mechanistic, Schlink chooses to describe the sex as “making love”, as if they were in a relationship already. They argue, philosophise, have nice picnics in the garden and walks by the river, come out with some nasty disclosures – one about a little bit of contemplated brother/sister incest – and sort of randomly make out. In one instance, the teenage daughter, running around stark naked, has a temper tantrum because the former gang leader, recently released from prison, does not want to have sex with her, and everyone is duly understanding and sympathetic, more with the girl than the jailbird. And after a weekend of this, they all go back home. Like the convicted terrorist’s motivations, which Schlink depicts as unconvincing and irrelevant, the novel failed to move or engage me. Perhaps this is what Schlink is trying to say about the revolution and terrorism in Germany from the 1960s to the 1980s – and what it means today: it is history, and no longer relevant.
What do You think about The Weekend: A Novel (2010)?
Good character descriptions, but tough story
—YinYangS